Die Europäische Union will in ihren Mitgliedsstaaten für die höchsten Trinkwasserstandards der Welt sorgen. Neue Richtlinien und Verordnungen lassen die Anforderungen an die Trinkwasserqualität weiter steigen. Mit Sauerstoff und CO2 ist das für Wasserwerke kein Problem.
Zähneputzen und Duschen. Der Gang zur Toilette und das Händewaschen danach. Kochen und den Abwasch erledigen. Ach ja, das Trinken nicht zu vergessen. Im Schnitt knapp 130 Liter Trinkwasser verbraucht jede Person in Österreich täglich, so das zuständige Bundesministerium. Dabei sind Gewerbe, Industrie und Großverbraucher noch gar nicht eingerechnet. In Deutschland ist es laut dem Umweltbundesamt genauso viel. Rund 130 Liter. Kommunale Wasserwerke kümmern sich darum, dass wir alle mit ausreichend Trinkwasser für unseren täglichen Bedarf versorgt sind. Dort sorgt man auch dafür, dass die Wasserqualität den aktuellen Standards entspricht und wir unser Leitungswasser bedenkenlos genießen können.
Im Januar 2021 ist die neue Trinkwasserrichtlinie der Europäischen Union (RL 2020/2184) offiziell in Kraft getreten. Nach einer zweijährigen Übergangsfrist für die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht sind die Anforderungen an die Qualität unseres Trinkwassers 2023 in vielen Ländern deutlich gestiegen. Ziel der EU ist es, die weltweit höchsten Trinkwasserstandards zu schaffen.
Sauerstoff und CO2 für unser Trinkwasser
In Deutschland ist die Novelle der nationalen Trinkwasserverordnung im Juni 2023 in Kraft getreten. Entlang der gesamten Wasserversorgungskette - von der Gewinnung des Wassers und der Wasseraufbereitung über die Speicherung sowie Verteilung bis hin zur Entnahme des Trinkwassers - muss es eine stetige Risikoabschätzung geben. Laut dem Umweltbundesamt sollen potenzielle Gefahren für die Wasserversorgung so frühzeitig erkannt werden, damit gleich darauf reagiert werden kann.
Auch die Grenzwerte für einige Schwermetalle und andere unerwünschte Stoffe wie organische Halogenverbindungen haben sich verändert. Wer präventiv gegen mögliche Risiken vorgeht, kommt nicht durch kurzfristige Probleme in Bedrängnis. Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid sind einfache Mittel, um die passende Wasserqualität sicherzustellen und Leitungen zum Beispiel vor Korrosion oder Kesselstein zu schützen.
Trinkwasseraufbereitung leicht gemacht
Sauerstoff kann bei der Wasseraufbereitung zum Beispiel für eine Reihe von auf Oxidation basierenden Reinigungsverfahren eingesetzt werden. Am häufigsten wird er zur Entfernung von Eisen und Mangan angewendet. All jene Wasserwerke, die Grundwasser aufbereiten, vermeiden damit unerwünschte Ausfällungen in den Wasserleitungen. Grundwasser ist sauerstoffarm, Eisen und Mangan enthält es in einer reduzierten, löslichen Form. Wird das Wasser mit Sauerstoff angereichert, oxidiert das Eisen zu Eisenoxidpartikeln, während Mangan zu wasserunlöslichem Mangan(IV)-oxid reagiert. Beides bleibt in den Filtern zurück und kommt somit nicht aus dem heimischen Wasserhahn.
Für die Oxidation von Eisen und Mangan braucht es nur wenig Sauerstoff. Eine Belüftung mit herkömmlicher Luft würde deshalb theoretisch funktionieren - obwohl diese nur zu rund 20 Prozent aus Sauerstoff besteht. Reiner, hundertprozentiger Sauerstoff ist jedoch deutlich wirtschaftlicher und spart Kosten.
Korrosion adé
Auch Kohlenstoffdioxid kann bei vielen Prozessen der Trinkwasseraufbereitung eingesetzt werden. Die klassische Anwendung von Kohlenstoffdioxid ist die Mineralisierung von Trinkwasser. Rohwasser aus Stauseen und Brunnen in Gebieten mit Granit, Sandstein oder Basalt kann sehr weich und somit korrosiv sein. Außerdem wird Trinkwasser immer öfter durch Umkehrosmose oder Destillation entsalzt, was ebenso zu Korrosion führt, wenn das Wasser nicht weiter aufbereitet wird.
Mineralisierung verhindert korrosionsbedingte Schäden an den Rohrleitungen. Besonders wirtschaftlich gelingt dies, indem Sie Kalkmilch oder Kalkwasser im Gleichgewicht mit entsprechenden Mengen Kohlenstoffdioxid auflösen. Auf diese Weise kann der gesamte zugesetzte Kalk zu löslichem Calciumbicarbonat reagieren.
Beste Wasserqualität und die passende Härte
Damit Trinkwasser nicht korrosiv wirkt und keinen Kesselstein bildet, muss außerdem der pH-Wert des Wassers mit dem Härtegrad ausbalanciert sein. Die Härte des Wassers wird vor allem durch Calcium- und Magnesium-Ionen bestimmt. Besonders weiches Wasser wird aufgehärtet, um Korrosion zu verhindern. Zu hart sollte das Wasser jedoch auch nicht sein, denn das führt zum Beispiel dazu, dass Sie Ihre Haushaltsgeräte öfter entkalken und beim Wäschewaschen mehr Waschmittel verwenden müssen. Optimal ist meist eine mittlere Härte.
Um wiederum den pH-Wert zu erhöhen, werden am Eingang von sogenannten Wirbelschichtreaktoren Natronlauge und Kalk zudosiert. Doch am Ausgang des Reaktors sind die Wasserhärte und der pH-Wert häufig nicht im Gleichgewicht. Dies führt zu einer Nachhärtung des Wassers und in weiterer Folge zu Kesselsteinbildung in Leitungen und Ventilen sowie zu kürzeren Laufzeiten von nachgelagerten Filtern. Hier kommt das auch als Kohlensäure bekannte, im Wasser gelöste Kohlenstoffdioxid ins Spiel. Verkürzt auch als Kohlendioxid bezeichnet, kann es im Trinkwasser als schwache Säure den pH-Wert nämlich kontrollieren.
Keine Korrosion, kein Kesselstein
Mit einem entsprechenden CO2-Dosier- und Einspritzsystem wird das Kohlenstoffdioxid kurz vor oder am Ausgang des Wirbelschichtreaktors im Wasser gelöst. Mit dieser Technologie lässt sich unter anderem Kesselstein vermeiden. Der pH-Wert verschiebt sich dabei nur minimal, eine Übersäuerung ist praktisch ausgeschlossen. Eine aufwändige Regelungstechnik ist nicht nötig. Auch eine Kombination aus hoher Härte und einem hohen Nitrat-, Chlorid- oder Sulfatgehalt lässt sich mit Kohlenstoffdioxid behandeln.
Hätten Sie gedacht, dass Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid einen so wichtigen Beitrag zu unserer Trinkwasserversorgung leisten? Um neue Regelungen wie die EU-Trinkwasserrichtlinie oder eine nationale Trinkwasserverordnung umzusetzen, müssen sich Wasserwerke nach neuen Technologien umschauen. Mit Sauerstoff und Kohlendioxid können sie so manchen Arbeitsablauf erleichtern, die Wasserqualität steigern und gleichzeitig Schäden verhindern sowie Kosten sparen. Damit Europa sich mit den höchsten Trinkwasserstandards auf der ganzen Welt rühmen kann.
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