Lösemittel sind oft flüchtig – nicht nur im physikalischen Sinn. Die DuoCondex-Anlage von Messer fängt sie zuverlässig ein, damit sie recycelt bzw. sicher entsorgt werden können. Bei Evonik in Steinau wurde kürzlich eine zweite Einheit installiert.
Allgegenwärtige Entspannungsmittel
Wer sich schon mal die Liste der Inhaltsstoffe eines beliebigen Reinigungsmittels angeschaut hat, kennt das Wort „Tenside“: Die Substanzen, die mit diesem Sammelbegriff bezeichnet werden, reduzieren die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten. Damit ermöglichen sie die Schmutzentfernung von unterschiedlichsten Materialien und Oberflächen. Tenside sind in der Haushaltschemie ebenso allgegenwärtig wie in Kosmetikprodukten. Zudem werden sie für zahllose Prozesse in der Metallbearbeitung, der Papierherstellung, auf dem Bau oder in der Textilindustrie benötigt.
Evonik stellt an seinem Standort in der hessischen Kleinstadt Steinau biologisch-abbaubare Spezialtenside her, vorrangig für die Kosmetik- und Waschmittelindustrie. Für die Produktion werden Lösemittel benötigt, die in bestimmten Prozessschritten gasförmig entweichen. Natürlich sollen und dürfen diese Abgase nicht in die Atmosphäre gelangen. Sie werden aufgefangen und in die DuoCondex-Anlage des Betriebs geleitet.
Perfekte Kälte für optimale Reinigung
Die DuoCondex-Technologie wurde von Messer entwickelt und patentiert. Sie nutzt minus 196 Grad Celsius kalten flüssigen Stickstoff, um aus Abgasströmen zuverlässig umweltschädliche Stoffe abzutrennen. Dafür wird der Stickstoff zunächst in einem Verdampfer in einen gasförmigen Aggregatzustand gebracht.
In flüssiger Form wäre er zu kalt“, erklärt Anwendungsingenieur Thomas Kutz von Messer. „Die Lösemittel kondensieren überwiegend in einem stickstoff-gasgekühlten Wärmetauscher. Nur ein kleiner Teil der Lösemittel wird ausgefroren. Bei einer zu tiefen Temperatur würde zu schnell zu viel Lösemitteleis entstehen und der Kondensator wäre zu schnell vereist und würde verstopfen. Mit gasförmigem Stickstoff erzeugen wir das richtige Temperaturprofil für eine optimale Reinigungsleistung und Standzeit des Kondensators. Das verhindert auch, dass die Lösemittel Aerosole bilden die zu hohen Emissionen führen würden. Mit dem DuoCondex-Verfahren werden die Lösemittel überwiegend verflüssigt und können leicht abgeleitet werden.“
Funktionsschema der DuoCondex-Technologie von Messer
Anschluss ohne Stillstand
In den letzten Jahren ist die Tenside-Produktion in Steinau mit der Nachfrage kräftig gewachsen. Die Anlagen laufen inzwischen rund um die Uhr, und die Standzeit der einsträngigen Abgasreinigung näherte sich ihren Grenzen. Eine zweite, parallele, DuoCondex-Einheit musste her, welche die Reinigung des Abgasstroms übernimmt, wenn sich in der ersten Einheit so viel Lösemitteleis gebildet hat, dass sie abgetaut werden muss.
„Messer besitzt eine mobile Versuchsanlage, die wir normalerweise für Testläufe bei der Kundschaft einsetzen“, berichtet Thomas Kutz. „Diese Anlage haben wir bei Evonik übergangsweise angeschlossen, bevor wir mit dem Aufbau der maßgeschneiderten, finalen, zweiten Einheit begannen.
Inzwischen ist die Versuchsanlage gegen die finale zweite Linie ausgetauscht. Die beiden DuoCondex-Einheiten werden über eine gemeinsame Steuerung betrieben. Sie arbeiten abwechselnd und gewährleisten eine kontinuierliche Abgasreinigung 24 Stunden pro Tag und 7 Tage pro Woche. Dadurch ist ein vollkontinuierlicher Dauerbetrieb für die Produktion des unerlässlichen Tenside-Nachschubs möglich.
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