Das Schutzgasschweißen gehört zu den am weitesten verbreiteten und am häufigsten angewandten Industrietechniken. Aber auch wenn die Technik so erprobt ist, ist ein sorgloser Umgang damit nicht ratsam.

Schutzgasschweißen ist einfach und auch für Anfänger schnell erlernbar. Wer aber dabei die Spielregeln nicht einhält, riskiert seine Gesundheit und erreicht auch kein optimales Schweißergebnis. Wir haben 10 der wichtigsten Regeln zusammengestellt. Wer sich an sie hält, schweißt sicher und darf sich über qualitativ hochwertige Nähte freuen.

Regel 1: Umweltbedingungen beachten

Wie für alle technischen Geräte, so gelten auch für Schweißgeräte Grenzwerte hinsichtlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck. Sie sollten unbedingt beachtet werden, denn sie werden nicht ohne Grund von den Herstellern festgelegt. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit  beispielsweise kann Wasser im Gerät kondensieren und zu Kriechströmen führen. Im Extremfall kann das Gerät ausfallen. Wird es in zu großer Höhe benutzt, dann wird durch die dünne Luft die Kühlung beeinträchtigt, was ebenfalls zu gröberen Funktionsstörungen führen kann. Und zu  hohe oder zu niedrige Temperaturen gefährden die elektronischen Bauteile im Schweißgerät.

Regel 2: Die richtige Schutzgasgasmenge wählen

Auch für die Durchflussmenge des Schutzgases gibt es Vorgaben, die einzuhalten sind. Ist sie zu klein, dann ist der Gasschutz zu gering, ist sie zu hoch, dann führt das zu Verwirbelungen, die Luft in den Gasstrom ziehen. Die Folgen sind Poren in der Schweißnaht, die durch eine Nachbearbeitung entfernt werden müssen. Als Faustregeln gelten für

  • WIG : 6 l/min bei 100 A, 10 l/min bei 300 Ampere
  • MAG Kurzlichtbogen: 10 l/min bei 0,8 mm, 12 l/min bei Drahtelektrode 1,0 und 1,2 mm
  • MAG Sprühlichtbogen: 15 l/min bei Drahtelektrode 1,0 und 1,2 mm, 20 l/min bei Drahtelektrode 1,6 mm
  • MIG-Aluminium: : 15 l/min bei  1,0 mm, 25 l/min bei Drahtelektrode 1,6 mm

Bitte beachten: Bei heliumhaltigen Schutzgasen zeigen Durchflussmesser, die auf Argon oder Argon/Kohlendioxid-Gemische geeicht sind, eine zu geringe Durchflussmenge an. Der Messunterschied hängt vom Heliumanteil ab und beträgt beispielsweise bei einem 30-prozentigen Anteil ein Minus von 28 Prozent.

Regel 3: Luftzug vermeiden

Offene Türen oder Fenster, Lüfter oder Heizgebläse oder auch undichte Druckluftleitungen können einen seitlichen Luftstrom erzeugen, der den Schutzgasschleier weg weht. Dabei reicht schon eine kaum spürbare Luftbewegung von 1 m/s, um beim MAG-Schweißen Poren zu verursachen. Lässt sich die Luftströmung nicht beseitigen, so kann man versuchen, die Schweißstelle mit Schutzblenden abzuschirmen, im Freien kann man sich mit einem Zelt behelfen. Eine effektive, aber unökonomische Variante ist die Erhöhung der Durchflussmenge. Sie sollte deshalb nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Regel 4: Bei längerem Nichtgebrauch Zuleitungen spülen

Eine oft übersehene Fehlerquelle ist Kondenswasser, das sich je nach Umweltbedingungen in den Schutzgasleitungen bilden kann. Es bilden sich Poren in der Schweißnaht ohne offensichtlichen Grund. Besonders Aluminium ist für solche Fehler anfällig. Es ist daher wichtig, bei Wiederinbetriebnahme eine ausreichend lange Vorströmzeit einzuhalten, die die Feuchtigkeit ausbläst. Bei manchen Schweißgeräten lässt sich eine solche Vorspülzeit auch direkt am Gerät einstellen.

Regel 5: Gasdüse sauber halten

Beim Schweißen setzen sich Spritzer an der Gasdüse fest, die regelmäßig beseitigt werden müssen. Die Spritzer können nämlich eine zuverlässige Abdeckung des Schweißbades mit Schutzgas verhindern. Das gilt bereits bei einem geringen Spritzeransatz, der zu Wirbelbildung führen und dadurch Poren verursachen kann. Ansammlungen von Spritzern im hinteren Teil  der Düse können die Gasaustrittsöffnungen verstopfen und im schlimmsten Fall zum Stromübergang führen. Eine Reinigung der Düse sollte deshalb in jeder Schweißpause erfolgen. Zur Vorsorge sollte die Düse regelmäßig mit Trennmittel eingesprüht werden. Der Lohn sind Nähte, die keine aufwendige Nachbearbeitung benötigen.

Regel 6: Immer Schutzkleidung tragen

Auch Schutzgasschweißer müssen immer Handschuhe tragen. Sie riskieren ansonsten schwere Gesundheitsschäden. So kann die Haut etwa durch Strahlung oder Spritzer verbrannt werden, mangelnde Isolation kann zu Stromschlägen führen. Wem die üblichen Handschuhe zu klobig sind, der kann auf spezielle Fünf-Finger-Handschuhe ausweichen. Gegen die Gefahr eines Stromschlages helfen zudem spezielle, auch bei Feuchtigkeit isolierende Schuhe.

Regel 7: Chlorierte Wasserstoffe vom Lichtbogen fernhalten

Chlorierte Kohlenwasserstoffe werden auch heute noch oft in automatischen Anlagen zum Entfetten von Metallteilen  verwendet.  Das Problem: Der UV-Anteil der beim Schweißen entstehenden Strahlung zersetzt die Stoffe und setzt das hochgiftige Phosgen frei. Deshalb müssen Räume, in denen geschweißt wird, von diesen Stoffen freigehalten werden. In Spalten oder Hohlräumen des Schweißgutes dürfen sich keine Reste einer vorhergehenden Reinigung  mehr befinden. Achtung: Manuelles Entfetten mit chlorierten Kohlenwasserstoffen ist nicht mehr erlaubt.

Regel 8: Für ausreichende Lüftung sorgen.

Das Schweißen in engen Räumen wie Kellern oder Stollen, in Schächten oder Tanks kann gefährlich sein. Denn beim Schweißen entstehen Gase, die gesundheitsschädlich sein können. Je nach Schutzgas-Typ kann sich auch Sauerstoff anreichern, was zu einer hohen Entflammbarkeit auch sonst unbrennbarer Stoffe wie Metallen führen kann. Umgekehrt kann es auch zu einem Sauerstoffmangel kommen, der zu Erstickungen führt. Deshalb ist in solchen Räumen eine Absaugung oder eine technische Lüftung zu verwenden. Bei längerer Nichtbenutzung sind die Gasschläuche und Geräte aus dem Raum zu entfernen oder von den Entnahmestellen zu trennen.

Regel 9: Auch Unterraupe frei von Oxid halten

Beim Schweißen von Rohren oder kleineren Behältern sollte auch der Unterraupe eine besondere Beachtung geschenkt werden. Das gilt vor allem bei Chrom-Nickel und Rohrstählen, die WIG geschweißt werden. Hier empfiehlt es sich auch die Hohlräume mit Schutzgas oder Formiergas zu spülen, um eine oxid- und fehlerfreie Unterraupe zu bekommen. Bei längeren Rohrleitungen ist ein Absperrballon empfehlenswert, kleinere Rohre können einfach mit Schutzgas durchströmt werden. Abzweigungen sollten aber mit Endkappen, die mit kleinen Löchern versehen sind, verschlossen werden. Die Löcher dienen dazu, das unter leichtem Überdruck stehende Wurzelschutzgas kontrolliert entweichen zu lassen. Sie können auch zum dem Abfackeln von wasserstoffhaltigen Schutzgasen genutzt werden.

Regel 10: Alle Einstellmöglichkeiten des MIG-Schweißgerätes nutzen

Moderne MIG-Schweißgeräte besitzen zwei Einstellmöglichkeiten: Die Balance-Regelung (Halbwellen-Verschiebung) und die Frequenzverschiebung. Mit der Balance-Verschiebung erhält man wahlweise einen flacheren Einbrand und bessere Aufrisswirkung auf die Oxidschicht oder einen tieferen Einbrand und eine schmälere Naht. Eine Erhöhung der Frequenzeinstellung  hingegen sorgt für einen steiferen Lichtbogen.

Fazit Arbeitsregeln für Schutzgasschweißen

Auch wer glaubt bereits ein alter Hase zu sein, sollte gelegentlich einen Blick in ein Fachbuch werfen und sein theoretisches Wissen auffrischen. Empfehlenswert ist  beispielsweise  „140 Arbeitsregeln für das Schutzgasschweißen“ von Dipl.-Ing. G. Aichele, dem auch wir unsere Tipps entnommen haben. Das Buch, erschienen im DVS-Verlag, enthält 130 weitere, leicht verständliche Regeln, die nicht nur für mehr Sicherheit sorgen,  sondern auch viele Lösungsvorschläge für Schweißprobleme aus dem Alltag bieten. Das Lesen lohnt sich!

 

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